Himmelblau - poetische Musik und musikalische Poesie in einem Cross-Over Projekt

Cover: Himmelblau Die Dichterin Doris Runge und die Cellistin Ulla Rönnborg haben sich in diesem CD-Projekt gefunden: was der einen die totale Reduktion des Kunstmittels "Wort" ist, ist der anderen die Verknappung des Klanges auf das Wesentliche.

Jochen Missfeldt testierte der Hebbel-Preisträgerin in seiner Rezension für den Deutschland-Funk: "Doris Runge-Wörter sind auf ein Tausendstel Gramm abgewogen. Die sind der Stoff, der nun in der poetischen Werkstatt in Form gebracht werden muss. Diese Arbeit, die einen Weg geht und Zeit und Energie kostet, entscheidet darüber, ob aus der Fundsache ‚Wort' auch große Kunst wird. Um es gleich zu sagen: Die Gedichte von Doris Runge sind große Kunst." Ulla Rönnborg wiederum gehört zu den profilierten Solistinnen Nordeuropas, die ihren ganz eigenen Weg geht. In "Himmelblau" stößt die Lyrik auf Kompositionen aus Skandinavien:

Hans Abrahamsen (*1952), Sonate für Cello (1988-99, 11'00); Ingvar Lidholm (*1921), Fantasia sopra laudi (1977, 5'20); Hilding Rosenberg (1892-1985), Intermezzo (1974, 7'40); Sofia Gubaidulina (*1931), Präludien (1974); Teppo Hauta-Aho (*1941), Improvisation (9'30); Atli Heimir Sveinsson (*1938), Dal Regno del Silenzio (1989,11'00). Die Spannungsverhältnisse der zeitgenössischen Musik aus Dänemark, Schweden, Finnland, Island und Russland reflektieren die Kunst Doris Runges, ohne sie zu schmälern; die Gedichte (oder vielleicht besser: Verdichtungen) musikalisieren die Sprache, ohne der Musik ihre Kraft zu rauben.

Ein flirrendes, irritierendes Erlebnis, betörend im Dialog von Kunst-Sprache und Cello, dem "Abbild der menschlichen Stimme" (Pablo Casals). Als Motto könnte das nachfolgende Gedicht dienen:

wer kann / fliegt taumelt übt / andere gangarten / zwischen pflicht / und kür / der frosch klettert / der wurm traut sich / der biber sägt / das eichhörnchen forstet auf / die vielbeinige zieht faden / jeder tut sein bestes / das richtige im falschen leben / spinnt webt schlitzt mehrt sich meuchelt / ich schlafe / unterm himmelblauen schamlos wie die Götter

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